Winter-Overnighter nach Büdingen

Einer meiner Vorsätze für 2022 ist, mehr Bikepacking-Touren zu machen, sei es kurz oder lang, mit Zelt/Biwaksack oder einer gebuchten Übernachtung. Da ich noch einiges an Überstunden abzufeiern hatte, nahm ich mir vor mal einen Overnighter im Winter zu machen, falls möglich mit einer Übernachtung draußen bzw. in einer Schutzhütte, um mal die Wintertauglichkeit meiner Ausrüstung auszuprobieren. Ich beobachtete die Langzeit-Wetterprognose mit Aufmerksamkeit und entschied mich für den 14. und 15. Januar für die Tour, da hier am Tag niedrige einstellige Temperaturen mit Sonne und in der Nacht Werte um den Nullpunkt vorhergesagt wurden. Diese Vorhersage änderte sich leider drastisch ein paar Tage vor dem Termin, mit durchgehend Nebel und um die -1/-2 Grad Celsius tagsüber, sowie Nachtwerten um -4/-5 Grad. Schweren Herzens entschloss ich mich die Tour zwar trotzdem zu machen, mich aber in ein günstiges Gästehaus in der Nähe des Ziels einzubuchen, da mein Schlafsack selbst mit Biwaksack nicht für diese Grade gemacht ist.

Als Ziel der Tour hatte ich mir das schöne Fachwerkstädtchen Büdingen am Fuße des Vogelsbergs ausgesucht, das ich schon immer mal besuchen wollte und das in guter Entfernung von um die 70km liegt. Leider war es gar nicht so einfach in Corona-Zeiten ein Untrkunft zu finden, die nicht ein Riesenloch in die Reisekasse reisst … aber schlußendlich fand ich das „Gästehaus Zur Post“ in der Gemeinde Rinderbügen ein paar Kilometer hinter Büdingen und buchte mich für eine Nacht dort ein.

Hintour: Schwalbach am Taunus nach Büdingen (OT Rinderbügen)

Da ich am Freitag noch bis mittags arbeiten musste, konnte ich erst nach 12 Uhr das Fahrad mit dem kleinen Gepäck bestücken und mich kurz nach 13 Uhr auf den Weg machen. Das Wetter hielt, was die Vorhersage versprochen hatte – es war ein grauer, kalter, nebliger Tag. Die Strecke führte mich über Eschborn, entlang der Stadtteile Praunheim, Ginnheim und Dornbusch über Bergen-Enkheim an Frankfurt vorbei, und dann raus in den Grüngürtel entlang der Hohen Straße. Trotz vieler Kleidungsschichten, warmer Handschuhe und Radschuhe war die Fahrt durch das nasskalte Wetter ungemütlich, aber die frische Luft machte vieles wieder wett. Auf der Hohen Straße machte ich nach rund 30km eine erste Pause auf Höhe Schöneck, aber lange hielt ich es nicht aus, da die Kälte sich ohne Bewegung noch schneller bemerkbar machte.

Leider hatte die Komoot-Routenplanung noch ein paar Überraschungen für mich parat … rund um Altenstadt und vor Büdingen gibt es diverse Flutungsflächen, die gegebenenfalls das Hochwasser der Nidda aufnehmen … und natürlich gab es im Moment erhöhte Wasserstände, so daß meine Route vor Altenstadt plötzlich ins Wasser führte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als eine Umgehung um die Flutbereiche zu suchen. Ähnliches passierte mir dann erneut direkt vor Büdingen, sodass ich auf die vielbefahrene Bundesstraße ausweichen musste.

So kam ich erst in der beginnenden Dämmerung in Büdingen an und konnte mir nicht mehr viel von der schönen Altstadt ansehen, da ich noch eine Bergetappe von ca. 5km zu meiner Unterkunft vor mir hatte und nur ungern in vollständiger Dunkelheit die unbekannte Strecke fahren wollte. Auch für Fotos habe ich mir keine Zeit mehr genommen, sondern habe die Altstadt direkt durchquert und mich durch den Wald den Berg nach Rinderbügen hochgequält, immer mit dem Gedanken, dass es die letzte Steigung und die letzten Kilometer des Tages sind. Mittlerweile war es auch dunkel und es hing sehr viel Feuchtigkeit in der Luft. Ich war froh, dass ich meine Helmlampe dabei hatte und somit den Weg gut ausleuchten konnte. Schließlich erreichte ich müde und kalt das Gästehaus und wurde freundlich von den Besitzern begrüßt. Ich war der einzige Gast, konnte mein Fahrrad sicher im Hausflur unterstellen und war froh über das warme Zimmer und die heiße Dusche.

Rücktour: Rinderbügen über die Ronneburg nach Schwalbach am Taunus

Nachdem ich am Abend vorher recht früh erschöpft ins Bett gefallen bin, war ich entsprechend früh wieder wach und habe in Ruhe meine Sachen wieder eingepackt und das Fahrrad beladen, sodass ich mich bereits um kurz nach 7 noch bei Dunkelheit auf den Weg machen konnte. Für den Rückweg hatte ich mir eine etwas längere Route herausgesucht, da ich ja den ganzen Tag Zeit hatte … allerdings wollte ich auch nicht zu spät zuhause ankommen.

Der Weg führte mich als erstes zurück nach Büdingen und wieder konnte ich nicht viel von der Stadt sehen, da es ja noch dunkel war … also muss ich wohl noch einmal herkommen.

Ich fuhr von Büdingen in südliche Richtung und durfte gleich die ersten Steigungen der Ausläufer des Vogelsberg bewältigen. In jedem Dorf auf dem Weg hielt ich hoffnungsvoll nach einem Bäcker Ausschau, bei dem ich hoffte einen Kaffee zu ergattern. Leider fehlte jegliche Infrastruktur … so machte ich mich weiter auf den Weg durch den Frühnebel und die Dämmerung in Richtung meines ersten Zwischenziels, der Ronneburg. Nach ungefähr einer Stunde tauchte sie dann auch vor mir aus dem Dunst auf und da ich meine Route bis direkt zum Burgtor geplant hatte, wusste ich, dass die nächste, längere Steigung anstand. Der Blick auf die Burg hat mich aber für die Anstrengungen mehr als entschädigt.

Danach ging es weiter bergauf und bergab über Feld- und Waldwege. Trotz des diesigen Wetters und der Kälte, konnte ich das Fahren genießen. In Hammersbach fand ich dann auch endlich eine Bäckerei und konnte mir als zweites Frühstück einen Kaffee und eine Käsestange gönnen. Danach führte mich ein längerer Streckenabschnitt wieder auf die Hohe Straße, der ich bis Kilianstädten folgte.

Weiter ging es über Nieder- und Oberdorfelden und Gronau bis nach Bad Vilbel. Hier musste ich mir, obwohl ich die Strecke eigentlich gut kenne, wieder eine neue Streckenführung suchen, da es eine Sperrung an einem neuralgischen Punkt auf Grund von Bauarbeiten gab. Nach Bad Vilbel fuhr ich entlang des Nidda-Radwegs bis ich die Nidda beim alten Flugplatz in Bonames überquerte. Jetzt war ich auf der Zielgeraden … über den Riedberg, Niederursel und Eschborn fuhr ich die letzten Kilometer in Richtung Heimat und kam müde, aber glücklich gegen Mittag wieder zuhause an.

Alles in allem war es trotz des ekligen Wetters ein schöne Tour, die Lust auf mehr gemacht hat. Mal sehen wann und wohin ich die nächste Tour planen kann … vielleicht dann bei sonnigem Winterwetter!

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