Inhaltsverzeichnis
- Tag 1 – Würzburg nach Gemünden/Main
- Tag 2 – Gemünden/Main nach Sulzfeld im Grabfeld
- Tag 3 – Sulzfeld im Grabfeld nach Ebrach
- Tag 4 – Ebrach nach Würzburg
- Fazit
Der Main-Franken-Graveller ist eigentlich nur ein Streckenangebot, das ganzjährig verfügbar ist, aber einmal im Jahr als Event gefahren wird. Es ist kein Rennen … es gibt einen gemeinsamen Start und man kann danach fahren wie man möchte. Es gibt 2 Strecken, eine lange und eine kurze, zwischen denen man frei wählen und auch wechseln kann. Dieses ungezwungene Herangehen hat mich direkt angesprochen. Die einzige Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft im Bikepacking-Deutschland Verein.
Dieses Jahr fand die gemeinsame Main-Franken-Graveller-Fahrt über Christi Himmelfahrt vom 18. bis 21. Mai statt.
Um es gleich vorauszuschicken … meine Strecke entspricht nicht der offiziellen langen oder kurzen Route … ich musste einen Teil abkürzen und meine eigene Strecke suchen … aber dazu später mehr.
Tag 1 – Würzburg nach Gemünden/Main
Um den Start um 9:00 Uhr früh vom Residenzplatz in Würzburg möglichst stressfrei zu gestalten, bin ich bereits am Mittwochnachmittag mit dem Zug nach Würzburg angereist und habe die Nacht in einem kleinen Airbnb-Zimmer verbracht. Dadurch war ich etwas früher am Startpunkt und konnte in Ruhe meine Spokecard einsammeln und die notwendigen Startdokumente unterschreiben. Es blieb auch noch etwas Zeit zum Austausch mit anderen Fahrern. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto ging es dann pünktlich auf die Strecke.
In meinem Optimismus hatte ich mich für die lange Strecke von ca. 632km mit ca. 9.060HM entschieden und diese entsprechend auf mein Navigationsgerät geladen.
Nachdem wir in der Stadt ein kurzes Stück am Main entlanggefahren sind, ginge es über das Steinbachtal raus ins Grüne und recht schnell an die erste, langezogene Steigung. War es in der Stadt noch eine Gruppenfahrt, so zog sich das „Feld“ an der Steigung recht schnell auseinander. Das Wetter war angenehm und trocken und die Strecke führte hier über schöne Wald- und Feldwege. Neben schönen Landschaften gab es ab und an auch noch ein architektonisches Highlight zu bewundern … und so strampelte ich mich durch die Hügel und Weinberge. Um bei Homburg/Main wieder an den Fluß zu gelangen, führte die Strecke leider über eine sehr steile, ausgetretene und teils zugewachsene Treppe … das war ein erste Härteprobe das vollgepackte Rad mit Klick-Schuhen hier hinunter zu tragen.
Da die Streckenführung wo immer möglich Straßen vermied, ging es in den Main-Auen dann über langgezogene Wiesenpfade und zum Teil sehr verschlammte Wegabschnitte. Hier wurde mir zum ersten mal klar, dass meine Einschätzung zu der möglichen Tagesetappe bei der bisherigen Durchschnittsgeschwindigkeit auf Grund der Steigungen und Wegbeschaffenheiten für mich und meine Kondition nicht zu halten sein würde. Über die nächsten Kilometer fing ich an abzuwägen, ob ich bis spät in die Nacht weiter auf der langen Strecke fahren wollte oder doch lieber auf die kurze Strecke umschwenken würde, um noch zu einer halbwegs vernünftigen Zeit einen Campingplatz an meinem geplanten Etappenziel in Gemünden am Main zu erreichen.
Bevor es jetzt endgültig in das erste Mittelgebirge der Tour, den Spessart, und die entsprechenden Höhenmeter und Steigungen ging, entschied ich mich auf die kurze Strecke zu wechseln, damit ich meine Tagesetappe noch schaffen würde.
Die nächsten 15km ging es stetig bergauf, hoch auf die höchste Erhebung des Spessart, den Geiersberg (586m). Immer wieder traf ich unterwegs andere Teilnehmer des Main-Franken-Greveller, gut erkennbar an den Spokecards. Mal fuhr man kurz Stücke zusammen, dann trennten sich die Wege wieder … jeder war in seinem Tempo unterwegs. Nach 1,5 Stunden bergauf kam ich am Gipfelkreuz an und legte erstmal eine Pause ein. Erstaunlicherweise war ich zu diesem Zeitpunkt komplett alleine an diesem Wegpunkt.
Nach einer schönen Abfahrt über Waldwege ging es danach an die zweite Steigung im Spessart, bis auf die Weikertshöhe (546m). Hier war es oft steiler, teils 10-12% Steigung, und so wurden die Beine langsam müde und ich war froh die Höhe endlich zu erreichen, denn ich wusste, dass auf der kurzen Strecke keine weitere Bergwertung mehr auf dem Plan stand. Durch herrliche Wälder rollte es bergab über Partenstein zurück an den Fluß in Lohr am Main. Dort war dann als Belohnung und zur Abkühlung erstmal eine Tüte Eis fällig, bevor es an die letzten 15km entlang des Flusses nach Gemünden am Main ging, wo ich mir einen Zeltplatz für die erste Nacht ausgeguckt hatte.
Bereits an der Anmeldung auf dem Zeltplatz traf ich einige bekannte Gesichter aus dem Teilnehmerfeld wieder, so auch Achim, mit dem ich nach einigem Suchen einen guten Platz für uns fand. Nach einem gemeinsamen Abendessen in der Zeltplatzgastronomie (Pizza), stellten wir fest, dass wir ein ähnliches Tempo und Herangehensweise an die Tour hatten und beschlossen den nächsten Tag gemeinsam zu fahren.
Tag 2 – Gemünden/Main nach Sulzfeld im Grabfeld
Auf Grund der nahen Lage zum Fluß war der Morgen auf dem Campingplatz recht frisch und klamm. Die ersten Teilnehmer brachen recht früh wieder auf, wir ließen uns etwas mehr Zeit beim Zusammenpacken, aber gegen 9 Uhr waren wir dann auch wieder in den Sätteln. Heute Stand die „Königsetappe“ in die Rhön an … mit, selbst bei der kurzen Route, 2.000+ Höhenmetern ein echtes Brett.
Es fing aber zum Glück erstmal harmlos an, die ersten 10km entlang der fränkischen Saale und dann ab Gräfendorf dem Lauf der Schondra folgend. Bei Heiligkreuz verließen wir den Flußlauf und es ging an die erste Steigung des Tages, 14km lang bergauf bis auf den Dreistelzkopf (660m). Hier kamen wir dann auch ordentlich ins Schwitzen, denn kurze Stücke waren auch wieder im zweistelligen Steigungsbereich. Das letzte Stück zum Gipfel mit seinem Aussichtsturm mussten wir dann auch Schieben, denn der ausgewaschene Wurzeltrail war mit Gravelbikes und Gepäck nicht zu bezwingen.
Auf dem Gipfel machten wir eine längere Mittagspause und nutzten die Gelegenheit auch die vielen Stufen auf die Aussichtsplattform zu erklimmen, von wo man einen tollen Rundblick hat.
Es folgte eine schöne Abfahrt und dann bei Schondra die nächste kleine Steigung zum Geotop Lindenstumpf mit seinen bizarren, vulkanischen Gesteinsformationen. Der Weg raus aus dem Lindenstumpf war jedoch recht schwer zu finden. Erst nach einigem Suchen sahen wir den kleinen Trampelpfad, der dann zu einem engen, steilen Wurzeltrail wurde. Auch hier mussten wir absteigen, denn mit vollem Gepäck war es uns einfach zu gefährlich dort zu fahren … ich hätte es mir vermutlich selbst mit meinem Mountainbike nicht zugetraut.
Weiter ging es vorbei an Schondra. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits knapp 50km und 850 Höhenmeter auf dem Tacho und die Beine machten sich ziemlich bemerkbar. Bei einer kleinen Pause beschlossen wir gemeinsam, dass diese Etappe selbst auf der kurzen Route mit 2.000 HM heute eine Nummer zu groß für uns war und dass wir die Tour umplanen und abkürzen würden. Also planten wir eine neue Route auf Komoot mit Ziel Bad Neustadt an der Saale, in der Annahme, dass es dort einen Zeltplatz geben könnte. Die Streckenführung ging zwar etwas mehr über Landstraßen, aber auch über genügend Feld- und Radwege durch schöne Landschaften entlang des Flusses Premich. Bei einer Pause bei Steinach wollten wir dann einen passenden Campingplatz nahe Neustadt a.d.S. heraussuchen und mussten zu unserem Erstaunen feststellen, dass es zwar Wohnmobilstellplätze aber keine Zeltplätze gab. Also wurde wieder umgeplant und wir schauten, wo wir nahe der Originalroute des Main-Franken-Gravellers in der Nähe einen Zeltplatz finden konnten, um dann am nächsten Tag wieder der Route zu folgen. Als beste Möglichkeit erschien der Campingplatz in Sulzfeld am Grabfeld und nach einem kurzen Anruf dort, ob es noch freie Stellplätze für 2 Personen gäbe, planten wir unseren Weg dorthin. Somit kamen dann nochmal etwas über 25km und 400 HM dazu, sodaß wir am Ende trotz „Abkürzung“ an diesem Tag 95km und 1.580 Höhenmeter gemacht haben. Dafür hat uns der Zeltplatz direkt am See mit einem griechischen Restaurant dann belohnt.
Tag 3 – Sulzfeld im Grabfeld nach Ebrach
Am nächsten Morgen packten wir zeitig zusammen und waren vor 9 Uhr wieder auf der Piste. Diese Etappe ging durch die Hassberge und die Strecken waren größtenteils waldig und somit etwas schattiger als der Tag zuvor, was bei dem warmen Wetter sehr angenehm war. Natürlich waren aber wieder einige Steigungen und Höhenmeter zu überwinden. Das erste Etappenziel war die 550m hohe Schwedenschanze mit Aussichtsturm und bewirteter Hütte. Wir hatten gehofft hier eine Pause mit Einkehr machen zu können, aber wir waren zu früh dran und wollten nicht warten und Zeit verlieren, also gab es nur eine Stärkung aus den Vorräten, die wir im Supermarkt in Sulzfeld nochmal aufgefüllt hatten.
Jetzt ging es schön bergab in die Ebene, was aber wieder wenig Schatten und viel Sonne bedeutete. Über Hofheim i. Ufr. und Junkersdorf führte die Route dann zurück in die Hassberge und es ging wieder einiges bergauf, zum Teil auch über wurzelige Trails, die mit einem bepackten Gravelbike nicht gerade einfach zu befahren waren. Die nächsten Kilometer rollten dann angenehm auf dem Höhenzug entlang und wir konnten die Natur und die tollen Landschaften genießen. Wir verließen die Hassberge dann um bei Ebelsbach wieder auf den Main zu stoßen.
Wir überquerten den Fluß und es ging ab in die Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwald. Dort war unser nächstes Ziel der Zabelstein, wieder ein schöner Pausenpunkt mit Aussichtsturm. Diesmal verkniffen wir uns jedoch den Aufstieg auf die Aussichtsplattform. Danach ging es flott bergab und oberhalb der Weinberge entlang, bevor wir wieder in die schönen Buchenwälder abtauchten. Als Etappenziel hatten wir uns den Campingplatz in Ebrach ausgesucht und nach Überwindung von zwei weiteren Höhen erreichten wir ihn am späten Nachmittag müde und erschöpft. Schnell wurde das Zelt aufgebaut, die Dusche genutzt und dann in der Gastronomie ein kühles Bier und eine ordentliche Pizza genossen.
Tag 4 – Ebrach nach Würzburg
Der letzte Tag des Main-Franken-Gravellers brach an und es lagen noch ein paar Höhen im Steigerwald vor uns, bevor es auf den Endspurt entlang des Mains zurück nach Würzburg gehen sollte. Schon nach 10km wurde es wieder sehr wurzelig, da es in ein Tal zum historischen 3-Franken-Stein ging, dem Punkt, an dem die Grenzen von Unter-, Mittel- und Oberfranken zusammenstoßen. Nachdem wir uns teils mit Schieben auf Grund der Menge an Totholz auf dem Trail wieder aus dem kleinen Tal herausgekämpft hatten, fuhren wir als erstes nach Geiselwind um uns dort an der Tankstelle am Autohof mit isotonischen Getränken und Snacks zu versorgen. Danach erreichten wir mit dem Friedrichsberg die zweite Anhöhe des Tages und wurden mit einem herrlichen Blick über die Mainebene und die Weinberge belohnt.
Wieder ging es mit hoher Geschwindigkeit über die Wege der Weinberge ins Tal. Nun lag noch ein Anstieg vor und, den wir im kleinen Ort Schwanberg gemeistert hatten und wir konnten uns über Iphofen bis nach Marktbreit rollen lassen, wo wir wieder auf den Main stießen. Wir folgten den Radwegen entlang des Flusses über Ochsenfurt, überquerten ihn dort um uns noch einmal eine kleine Steigung hochzukämpfen, bevor es in der warmen Nachmittagsluft weiterging in Richtung Würzburg. Mit dem Ziel vor Augen wollte ich irgendwann dann nur noch ankommen und war froh, als wir vor dem Biergarten Talavera als Zielpunkt zum Halten kamen. Wir ließen unsere Tour bei einem kalten Bier und leckerem Essen nocheinmal Revue passieren, winkten dem ein oder anderen teilnehmer zu und verabschiedeten uns dann, um jeweils wieder die Heimreise anzutreten.
Leider musste ich beim Verlassen des Biergartens feststellen, dass ich zu guter Letzt dann doch noch einen platten Vorderreifen hatte, sodaß ich den Kilometer zum Bahnhof schieben durfte.
Fazit
Es war ein tolles Erlebnis. Zwar war die Strecke herausfordernder als ich sie vorab eingeschätzt hatte bzw. ich hatte meine eigene Kondition und Fitness überschätzt, aber ich habe die Tour trotz allem genossen und hatte viel Spaß. Viel lag auch an dem Bombenwetter, bei Regen hätte es vermutlich mehr auf’s Gemüt gedrückt. Geholfen hat aber auch, dass ich mit Achim einen Weggefährten gefunden habe, der mit dem gleichen Ansatz wie ich an den Event herangegangen ist. Danke dafür.
Werde ich den Main-Franken-Graveller nocheinmal fahren? Bestimmt – aber ob es direkt im nächsten Jahr sein wird, muss ich mal schauen.