Meine Sommertour: Bikepacking von Rostock nach Dresden

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Ich hatte mir vorgenommen in 2022 mehr und öfter mit dem Fahrrad längere Touren zu machen und wenn möglich auch als Bikepacking-Touren. So hatte ich für den Sommer eine Tour von Rostock, über die Mecklenburgische Seenplatte, Berlin, entlang des Spree-Radweges bis nach Dresden geplant.
Ursprünglich hatte ich die Tour auf 8 Tage ausgelegt, da ich nicht sicher war, wie ich eine solche Tour wegstecken würde und ich mich nicht übernehmen wollte. Während der Tour habe ich dann allerdings umgeplant und so wurde eine 7-Tages-Tour daraus.

Etappe 1 – von Rostock nach Silz

Bereits für den ersten Tag hatte ich eine ordentliche von knapp 100km Strecke eingeplant, obwohl ich mit dem Zug erst um ca. 13 Uhr in Rostock sein würde. Aber da im Sommer die Tage ja lang genug sind, sah ich darin kein Problem.
Also ging es morgens um kurz nach 4 Uhr früh mit vollgepacktem Fahrrad vom S-Bahnhof in Schwalbach am Taunus nach Frankfurt um dort den ICE nach Hamburg zu besteigen. Fahrrad- und Sitzplatz-Reservierung machten diesen Teil der Reise sehr angenehm … von Hamburg hatte ich dann bei der Buchung im März einen Regionalexpress nach Rostock eingeplant … zu diesem Zeitpunkt gab es noch kein 9€-Ticket und das entsprechende Chaos mit evtl. Fahrradverboten in Regionalzügen … aber da ich an einem Freitag startete, hatte ich die Hoffnung nicht von dergleichen Verboten betroffen zu sein.
Leider zur an diesem Tag eine Gewitterfront über Deutschland und prompt schlug wohl ein Blitz irgendwo auf der Strecke ein, sodaß der ICE auf offener Strecke bei Verden 45 Minuten wartete und ich meinen Anschluß in Hamburg verpasste. Nun hieß es 2 Stunden bei Nieselregen auf dem zugigen Bahnsteig, der sich leider immer mehr füllte, auf die nächste Verbindung warten. Als noch eine Schulklasse dazu kam, hatte ich langsam bedenken, dass ich vielleicht doch nicht mit dem Fahrrad in den Zug käme, aber am Ende hat es dann geklappt … allerdings war der Zug proppenvoll. So kam ich mit etwas mehr als 2 Stunden bei weiterhin leichtem Nieselregen am Bahnhof in Rostock los.
Die ersten Kilometer durch die Stadt musste ich mich erstmal an das vollgeladene Fahrrad und das dadurch geänderte Verhalten gewöhnen, aber sobald ich die Stadt hinter mir gelassen hatte, fing ich an die Fahrt zu genießen. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell das Fahrradfahren, egal bei welchem Wetter, die Stimmung und das Gemüt hebt.

Es ging über Landstraßen, Fahrradwege und Feldwege durch die leicht hügelige Landschaft. Es war zwar durchgehend bewölkt und nieselte auch einen Großteil der Strecke, aber zum Glück nahm der Regen gegen Abend immer mehr ab.

Die Strecke führte vorbei an vielen Seen und Flüssen oder Kanälen … so ging es über Güstrow, vorbei am Inselsee nach Krakow am gleichnamigen See, vorbei am Linstower See bis zum Campingplatz in Silz am Fleesensee, meinem ersten Übernachtungsstop. Zum Glück hatte mittlerweile auch der Nieselregen aufgehört, sodaß ich nach dem Check-In mein kleines Zelt direkt am Seeufer im Trockenen aufbauen konnte.

Etappe 2 – von Silz nach Seilershof

Die erste Nacht im Zelt bin ich immer etwas unruhig und so war ich am nächsten Morgen bereits kurz nach 5 Uhr wieder wach … vielleicht lag es aber auch am Lärm der Seevögel zu dieser Zeit. So konnte ich den herrlichen Sonnenaufgang über dem See genießen und mir den ersten Kaffee kochen.

Die heutige Etappe hatte ich mit knapp 100km durch Teile der Mecklenburgischen Seenplatte bis an die Grenze der Uckermark geplant. Ich baute mein Zelt ab und warte noch etwas, bis die Morgensonne den Tau auf der Aussenbahn getrocknet hatte, dann wurde das Rad wieder bepackt und es ging um 9 Uhr weiter. Direkt nach den ersten 8km wollte ich mir in Malchow etwas zum Frühstück suchen … der Ort bereitete sich aber gerade auf ein Volksfest mit Umzug vor, sodaß einige Straßen kurz vor der Sperrung standen. Ich stoppte also schnell bei Lidl, bat die netten Ambulanzfahrer auf dem Parkplatz ein Auge auf mein Rad und Gepäck zu haben und holte mir ein paar Backwaren, Bananennachschub und einen kalten Kaffeedrink. Dann suchte ich mir einen Weg durch die Stadt und die sich bereits sammelnde Menschenmenge. Das Städtchen am See hatte sich hübsch herausgeputzt, mit Fähnchen und Girlanden, aber leider hatte ich nicht die Muße die Stadt näher zu erkunden. Gerade bevor der Umzug losging und die Straßen endgültig blockierte, konnte ich aus der Stadt herausfahren.

Weiter ging es zur Müritz und durch Röbel und Vipperow nach Mirow. Dort machte ich meine Mittagspause in einem italienischen Restaurant mit angeschlossener Eisdiele und gönnte mir einen Kaffee und einen Banana Split Eisbecher. Danach schlängelte sich die Streckenführung durch die Seen und Wasserwege der Müritz-Havel-Wasserstraße. Das Wetter blieb beständig schön und es war herrlich über Feldwege und Seitenstraßen durch die schöne Landschaft und Natur zu rollen.

Gegen Spätnachmittag erreichte ich dann den Campingplatz in Seilershof am Kleinen Wentowsee. Dort fand ich einen schönen Platz auf dem Hügel im Schatten einer großen Linde und konnte in Ruhe mein Zelt aufbauen, bevor ich mich zur Abkühlung und Erfrischung in den See stürzte. Danach gab es dann das verdiente Feierabendbier. Dies war wahrscheinlich sowohl von der Lage am See mit Badeplatz, als auch von dem Personal und dem Preis-Leistungs-Verhältnis der beste Campingplatz auf der Tour.

Etappe 3 – von Seilershof nach Mönchwinkel

Da ich wusste, dass mir an diesem Tag die längste Etappe der Tour mit ca. 130km bevorstand, war ich bereits wieder früh auf den Beinen und verstaute meine Sachen in der Morgendämmerung am Rad , als der Zeltplatz noch selig schlief. Nach einem schnellen Kaffee war ich dann bereits um 8 Uhr wieder im Sattel.

Die Fahrt durch die frische Morgenluft und in der Morgensonne ging entlang dem Großen Wentowsee und dem Tornowfließ nach Marienthal und weiter nach Zehdenick. Die Natur präsentierte sich von ihrer schönen Seite mit einigen Tiersichtungen und auch die Sonnenblumenfelder waren ein toller Anblick. Leider war die Routenplanung von Komoot an einer Stelle wieder suboptimal und versuchte mich über ein Privatgrundstück mit entsprechenden Warnschildern zu leiten, sodaß ich mir eine Umfahrung suchen musste. Das tat der guten Stimmung auf Grund des schönen Wetters aber keinen Abbruch … mit solchen kleinen Hindernissen muss man auf diesen Touren immer rechnen.

In Zehdenick stieß ich dann auch auf den Voßkanal, dem ich auf dem Radweg auf dem Damm lange Zeit folgte. In der Nähe von Wasser macht Radfahren mir immer doppelt Spaß und ich genoß diesen Abschnitt sehr … auch, weil es ein gut ausgebauter, großteils geteerter Radweg war und ich gut Strecke machen konnte. Die Temperaturen stiegen allerdings schon recht schnell am Vormittag in die hohen 20er, sodaß ich einige Pausen einlegen musste um Flüssigkeit und Energie nachzutanken.

In Liebenwalde verließ ich den Kanal und es ging in der drückenden Mittagshitze von mittlerweile irgendwo in den 30ern über Wandlitz in Richtung Berlin. Leider führte die Strecke jetzt hauptsächlich auf Radwegen an Landstraßen entlang, wo es zum Einen wenig Schatten gab und auch das Fahren nicht wirklich so viel Spaß machte. Die Durchquerung von Berlin lag mir schon vorher etwas quer, da ich ungern in Großstädten Rad fahre, aber sie ließ sich nicht ohne massive Umwege vermeiden. Die Strecke führte mich im Osten der Stadt durch Marzahn, zum Glück immer auf Radwegen, in Richtung Großer Müggelsee. Direkt vor Berlin waren auf Grund der Hitze auch meine Wasservorräte aufgebraucht und ich musste noch einen schnellen Stop an einer Tankstelle einlegen, da keine Supermärkte an der Strecke lagen.

Ich war heilfroh, als ich nach dem Müggelsee wieder im Grünen war und die Großstadt hinter mir ließ. Jetzt befand ich mich auch endlich auf dem Spree-Radweg, dem ich die nächsten Tage folgen wollte. Jetzt war ich auch auf der Zielgerade nach Spreenhagen-Hartmannsdorf. Ich hatte diese lange Etappe nur aus einem Grund geplant – in einem Youtube-Radreisebericht war ich auf Holly’s Galeriecafé in Hartmannsdorf gestossen. Das Café der blinden Bäckerin Doris „Holly“ Hollnagel ist ein Mekka für Radfahrer in der Gegend geworden und da es am Montag Ruhetag hat, musste ich meine Tour so, inklusive einer Mega-Etappe, planen, dass ich dort am Sonntag den viel-gepriesenen Kuchen von Holly probieren konnte. Und es wurde in den Berichten nicht Zuviel versprochen … ich verzichtete zwar auf den Kaffee zugunsten eines alkoholfreien Bieres, aber die 5 Stück leckeren Kuchens für 5€ waren die Strapazen alle mal wert. Das Café ist eine absolute Empfehlung!

mmmmhh … lecker Kuchen

Zwar waren die Beine noch immer müde von den bereits gefahrenen 122 km bei hohen Temperaturen, aber nach dieser Stärkung waren auch die letzten 8km zu meinem Übernachtungsplatz zu schaffen. Für diese Nacht hatte ich keinen Campingplatz ausgesucht, sondern einen Zeltplatz für Kanuwanderer direkt an der Spree. Als ich ankam verließ gerade ein große Gruppe von Kindern und Eltern den Platz, die dort wohl gefeiert hatten und ich war kurze Zeit alleine dort und konnte in Ruhe mein Zelt am Waldrand aufbauen. Nach einiger Zeit trafen noch ein Paar auf Kanutour ein und ein paar weitere Radfahrer, die sich auf dem weitläufigen Platz verteilten. In der Abendsonne lud die Spree für eine schnelle Abkühlung im Wasser ein, was ich ausgiebig nutzte, bevor ich es mir vor dem Zelt gemütlich machte.

Die folgende Nacht war leider nicht wirklich erholsam. Ich schlafe grundsätzlich schon recht unruhig alleine im Zelt, aber diesmal hatte ich dummerweise meinen Müll im Beutel an den Lenker gebunden. Das Fahrrad lehnte an einem Holztisch direkt neben dem Zelt. Da es so warm war, hatte ich die Vestibülen vom Zelt offen um etwas kühle Nachtluft hereinzulassen. Mitten Nacht schreckte ich durch geräusche vorm dem Zelt hoch … es klang als ob sich jemand an meinem Fahrrad zu schaffen machte. Also rief ich laut, wer dort sei und suchte meine Stirnlampe im Zelt. Auf meinen Zuruf hin sprang ein größeres Tier vom Holztisch am Fahrrad fort und rannte über den Zeltplatz weg. Ich vermutete im ersten Moment einen Fuchs, streunenden Hund oder gar Wolf … aber nach Rücksprache mit den anderen Zeltern, war es vermutlich ein Waschbär. Zumindest konnte ich nach dem Schreck, trotz geschlossenem Zelt lange nicht mehr einschlafen und schlief dann auch nur sehr unruhig.

Etappe 4 – von Mönchwinkel nach Ranzig

Nach der langen Etappe am Vortag hatte ich für diesen Tag eine kürzere Strecke eingeplant und so konnte ich den Tag etwas gemütlicher angehen (vor allem auch nach der sehr unruhigen Nacht). Ich sprang nach dem Aufstehen nochmal in die Spree, packte dann gemütlich zusammen und schwang mich dann erst gegen 9:30 Uhr in den Sattel. Die Strecke führte wieder schön an der Spree entlang und ich konnte die Natur genießen. Leider stieg meine Technik nach kurzer Zeit aus und ich musste die Navigation erneut starten (sodaß es nun einen 1. und 2. Teil der Tagesstrecke auf Komoot gibt). In Fürstenwalde machte ich einen Frühstücksstop und deckte mich mit Vorräten für den Tag ein.

Der Spree-Radweg ist gut ausgebaut und meist asphaltiert. Wenn nicht gerade Baumwurzeln den Asphalt hochgedrückt habe, ist er hervorragend zu fahren und man kommt mit gutem tempo voran. Die Landschaft ist abwechslungsreich, mit kleinen, schattigen Waldstücken, lichten Auen und immer wieder Strecken direkt am Wasser. Es gab immer wieder Alleen, öfters aber auch mit Warnschildern auf Eichenprozessionsspinner, aber gesehen habe ich keine Befall mit dem Schädling. Die Strecke führte auch immer wieder durch kleiner Dörfer, hier meist mit nicht so gut befahrbarem, alten oder neuen Kopfsteinpflaster. Kurz vor meinem geplanten Übernachtungsplatz auf dem Campingplatz am Ranziger See kam ich auch noch durch die Kleinstadt Beeskow mit ihrer schönen Altstadt.

Der Campingplatz lag verteilt in einem Wäldchen direkt am See. Er hatte zwar zum Teil schon seine besten Tage gesehen, war aber sauber und hatte alles, was man für eine Nacht so braucht. Auch gab es wieder einen Badeplatz, sodass ich den Schweiß des heißen Tages im kühlen See abwaschen konnte.

Etappe 5 – von Ranzig zur Talsperre Spremberg

Der nächste Tag begann wieder früh. Nachdem ich aufgewacht bin habe ich flott meine sieben Sachen zusammen gepackt und das Rad beladen. Dann habe ich noch kurz die Morgenstimmung am See genossen.

Die Strecke führte anfangs entlang der Landstraße, bevor sie wieder auf den gut ausgebauten Radweg abbog. Es ging durch schöne Auen, Wiesen und lichte Kiefernwälder, zwar nicht direkt an der Spree entlang, aber immer wieder zurück zu dieser, bis zum Neuendorfer See und daran vorbei. Da ich es mir zur Gewohnheit gemacht hatte, mein Frühstück direkt bei einem Supermarkt oder, noch besser, einer Bäckerei zu holen, hatte ich morgens nur einen Haferriegel gegen den ersten Hunger gegessen und mir eine erste Tasse Kaffee gemacht, in der Hoffnung in einem der kleinen Dörfer an der Strecke eine Bäckerei zu finden. Leider zeigte es sich im Verlauf des Morgens, dass dies ein Trugschluss war. Also stoppte ich nach einiger Zeit und bemühte Googlemaps um die nächste Bäckerei irgendwo im Umkreis zu finden … und siehe da, es gab tatsächlich ein Café nicht allzuweit ab von meiner Route. So kam ich dann endlich nach 1:45h und 38 Kilometern endlich zu meinem Frühstück und einem ordentlichen Milchkaffee.

Weiter ging es frisch gestärkt … jetzt wieder mehr am Wasser in einer schönen Teichlandschaft … vorbei am Inselteich, Sommerteich, Spreeteich und Kranichteich. Am Birkenteich und Schäferteich hatte man dann zu beiden Seiten Wasser … rechts die Teiche und links die Spree. Jetzt führte die Route weiter entlang dem Nordumfluter bis nach Lübben (Spreewald). Ich genoß das tolle, warme Sommerwetter und die herrliche Landschaft in vollen Zügen. Auf Grund der nicht vorhandenen Steigung und den guten Radwegen kam ich wesentlich schneller voran als ich gedacht hatte und hatte zur Mittagspause schon fast die 65km Marke geknackt.

Da meine eigentliche Tagesetappe für 80km geplant war, ich aber nicht schon am frühen Nachmittag Schluß machen wollte, entschied ich mich umzuplanen und noch weiter zu fahren. Ich rief kurzentschlossen den gebuchten Campingplatz bei Leipe an und konnte ohne Probleme und Mehrkosten stornieren. Dann suchte ich mir einen neuen Campingplatz weiter entlang der Route und fand einen schönen direkt an der Talsperre Spremberg hinter Cottbus … in nochmal 65km Entfernung. Das hieß ein weiterer langer Tag mit 130km … aber die Beine fühlten sich noch frisch an und so sollte es kein Problem sein.

Erstmal ging es jetzt durch den Oberspreewald nach Burg (Spreewald) und dann immer am Fluss entlang Richtung Cottbus. Kurz vor Cottbus führte mich Komoot über ein paar Kilometer weg vom Fluss und es ging auf trockenen Feldwegen über groben Schotter, der dann zu großen Brocken wurde … das machte keinen Spaß und war anstrengender als gedacht, umso mehr freute ich mich, als ich wieder den asphaltierten Radweg erreichte. Durch Cottbus führte die Strecke zum Glück meistens entlang der Spree und somit durch die Parkanlagen und Auen auf dem Radweg … so ließ sich die Stadt selber und der entsprechende Verkehr vermeiden.

Nach Cottbus fing tatsächlich eine langsame Steigung an, die mich bis zu meinem Campingplatz an der Talsperre begleitete. Die Landschaft war durchzogen von offenen Kieferwäldern und sandigem Boden. Gegen Ende wurden dann die Beine langsam schwer und so war ich froh, als am späten Nachmittag der Campingplatz in Sicht kam. Schnell baute ich mein Zelt auf und genoß eine heiße Dusche um den Schweiß und Dreck des Tages abzuwaschen. Dann erkundete ich die Umgebung etwas und kletterte auf den Aussichtsturm am Ufer des Stausees um die Abendstimmung von dort zu genießen.

Etappe 6 – von der Talsperre Spremberg nach Šluknov (CZE)

Die morgendliche Routine hatte sich inzwischen eingespielt … früh wach werden, einen Kaffee kochen, frisch machen, Zelt abbauen und zusammenpacken … und dann früh wieder in den Sattel. So kam ich meist zwischen 7 und 8 Uhr morgens los und konnte die frische Morgenluft vor der Hitze des Sommers genießen. Die Strecke sollte mich heute weiter entlang der Spree, durch eine Seenlandschaft, über Bautzen bis zu meinem Campingplatz in der Tschechischen Republik führen. Ich wusste, dass mir am Ende der geplanten 100km dann noch einiges an Steigung bevorstand, aber ich fühlte mich fit und machte mich guter Dinge auf’s Rad.

Anfangs ging es wieder durch lichte Kiefernwälder entlang der Talsperre in das kleine Städtchen Spremberg. Hier suchte ich mir am Marktplatz eine Bäckerei mit Café um mir erstmal ein ordentliches Frühstück zu gönnen. Leider musste ich beim Losfahren feststellen, dass ich am Vorderrad meinen ersten Platten der Tour hatte. Ich hoffte noch, dass vielleicht jemand die Luft rausgelassen hatte während ich im Laden war, aber auch nach erneutem aufpumpen war der Reifen nach einigen Metern wieder platt. Also blieb mir nichts weiter übrig, als das Fahrrad zu entladen und einen Ersatzschlauch einzuziehen. Die ganze Aktion kostet mich 45 Minuten bis ich endlich wieder beladen weiterfahren konnte.

Weiter ging es immer der Spree folgend durch die Lausitz. Bald schon erreichte ich die schöne Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, allerdings führte die Strecke zum Teil auf einem Fahrradweg direkt an einer Bundesstraße entlang, was nicht so schön war … aber da auf der anderen Seite ein Truppenübungsplatz immer wieder als militärisches Sperrgebiet ausgezeichnet war, wollte ich mir lieber keine alternative Strecke suchen. Kurz vor Bautzen begannen dann auch die ersten Steigungen und es ging vorbei an der Talsperre Bautzen in die Altstadt. Diese fand ich auf Grund ihrer Lage schon recht beeindruckend, auch wenn mich die Steigung hinaus nicht so sehr begeisterte.

Die Durchfahrt durch Bautzen nutze ich auch noch für einen kurzen Stop beim Lidl um mich mit den notwenigen Lebensmitteln für den Abend einzudecken. Da ich nicht wusste, ob ich in der Tschechei auch die Möglichkeit haben würde mir ein Frühstück mit € zu erjagen, plante ich gleich etwas dafür ein. Grundsätzlich hatte ich mir angewöhnt immer nur für den selben Tag einzukaufen, da ich ja in belebter Gegend mit guter Infrastruktur unterwegs war.

Hinter Bautzen begann dann auch die erwartete Bergetappe, die mich bis zu meinem Campingplatz in Šluknov (deutsch: Schluckenau) begleiten sollte. Auch wenn es mit bepacktem Fahrrad und nach 6 Tagen fast nur flacher Strecke doch recht anstrengend war, genoß ich die Abwechslung im Landschaftsbild sehr. Bei Hohberg überquerte ich die Grenze und strampelte die letzten 5 Km der Tagesetappe bis zum Campingplatz „De Regnboog“. Die niederländischen Besitzer dieses Camps sprachen sogar etwas Deutsch und nahmen mich freundlich auf. Der Platz ist riesig und war fast nicht belegt, so daß ich freie Wahl für mein Zelt hatte und ich baute mich in einer Ecke an den Trennhecken nicht allzuweit vom Sanitärhaus auf.

Dann machte ich es mir zum Abendbrot gemütlich und gönnte mir ein tschechisches Feierabendbier.

Etappe 7 – von Šluknov (CZE) nach Dresden

Leider begann der letzte Tag meiner Tour mit trübem Wetter und ordentlich Regen. Der Wetterbericht hatte mich zwar gewarnt, aber ich hatte noch die Hoffnung mein Zelt vielleicht trocken oder nur feucht abzubauen, wenn ich früh genug aufstehen würde. Diese Hoffnung wurde leider nicht erfüllt und so packte ich meine sieben Sachen im Nieselregen win und baute das nasse Zelt ab. Ich versuchte erst noch die Aussenhaut im großen Waschraum noch etwas trocken zu bekommen, aber es zeigte sich auch nach einer halben Stunde wischen und schütteln nicht wirklich eine Besserung … also packte ich die nasse Hülle ein und machte mich gegen sieben auf Rad und in Richtung Deutschland.

Ich wusste, dass ich sowohl in Tschechien als auch danach in den Ausläufern der Sächsischen Schweiz einige Höhenmeter zu bewältigen hatte, bevor es runter ins Elbtal wieder auf einen flachen Streckenabschnitt ging. Die Route aus Šluknov führte mich auch direkt über aufgeweichte Schotter- und Waldwege und mit dem immer stärker werdenden Regen machte dieser Teil der Tour wenig Spaß. Zum Glück hatte ich sowohl Regenjacke als auch -hose, sowie Schuhüberzieher dabei und blieb zumindest, bis auf den sich sammelnden Schweiß, trocken.

Nach 1,5 Stunden auf und ab erreichte ich dann die Grenze nach Deutschland. Mittlerweile war der Regen zum Glück nicht mehr dauerhaft und es tröpfelte nur noch ab und an. Jetzt ging es über Neustadt in Sachsen und Ehrenberg weiter. Kurzentschlossen änderte ich die Route etwas und machte einen Abstecher nach Hohnstein, obwohl das einiges an zusätzlicher Steigung und Höhenmeter mit sich brachte. Aber da ich schon vor Jahren einmal dort war, wollte ich die Chance nicht verpassen, nochmal vorbeizuschauen, wo ich schon in der Gegend war. Nachdem ich mich den langen Anstieg hochgekämpft hatte, gönnte ich mir erstmal einen Kaffee und ein großes Stück Kuchen im Café unterhalb der Burg.

Nach Hohnstein lag noch eine letzte Steigung vor mir, bevor es dann bergab in Richtung Elbtal ging. Ich hatte mir die Strecke nicht explizit ausgesucht, sondern nur grob über Komoot geplant … aber der Weg durch den Reingrund und Zscherregrund erwies sich als Glücksgriff. Trotz des stetigen Nieselregens, oder gerade deshalb, wirkte die Magie dieser urigen Schlucht auf mich und ich genoss die Felsen und Wälder, immer in Erwartung einen Troll oder Wichtel hinter der nächsten Biegung zu sehen.

Nachdem ich die Magie der Sächsischen Schweiz hinter mir gelassen hatte, stieß ich bei Stadt Wehlen auf die Elbe und den Elberadweg. Jetzt lagen noch etwas über 30 km auf gerader, flacher Strecke vor mir und ich war froh wieder etwas Tempo machen zu können. Der gut ausgebaute Radweg führte meist am Wasser entlang und es ging flott vorbei an Pirna und schon bald konnte ich das Elb-Florenz in der Ferne sehen. Die Einfahrt nach Dresden wurde wieder durch Regenschauer begleitet, teils so stark, dass ich mich unterstellen musste. Da ich noch einige Zeit hatte, bis ich mein AirBnB-Apartment beziehen konnte, rollte ich gemütlich Richtung Innenstadt und gönnte mir dann zum Abschluss der Tour einen ordentlichen Döner. Kurz danach konnte ich dann in das Apartment direkt in der Innenstadt und ausgiebig heiß duschen und mein Zelt zum trocknen aufhängen. Erfrischt und sauber erwartete ich die Ankunft meiner Frau und freute mich auf ein gemeinsames Wochenende in Dresden.

Fazit

Dies war meine erste lange Bikepacking-Tour. Vor dem Start hatte ich einen ordentlichen Respekt davor – nicht nur vor der Strecke, sondern auch, wie ich mit dem Zelten zurechtkommen würde, wie es mit dem Einkaufen klappt, wie ich mit Pannen umgehen würde, und einfach grundsätzlich so lange alleine unterwegs zu sein. Im Rückblick muss ich sagen, dass es ein Riesenspass war, anstrengend aber erfüllend. Es hat mir auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht und ich freue mich schon auf den nächsten Sommer, wenn ich hoffentlich wieder eine längere Tour machen kann.

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