Inhaltsverzeichnis
- Overnighter von Schwalbach a. Ts. nach Lauterbach/Thür.
- Overnighter von Lauterbach/Thür. nach Schwalbach a. Ts.
Im August waren wir für eine Woche auf einer Veranstaltung im Hainich in Thüringen. Da ich gerne mein Gravelbike vor Ort haben wollte und die Strecke zeitlich und von der Entfernung gut machbar war, habe ich die An- und später auch Abreise als kleine Bikepacking-Overnighter-Touren gemacht.
Overnighter von Schwalbach a. Ts. nach Lauterbach/Thür.
Tag 1 – Schwalbach am Taunus nach Bad Hersfeld
Da ich eh ein Frühaufsteher bin und lieber nach hinten raus etwas Zeitpuffer habe, ging es in der Morgendämmerung kurz nach & Uhr los. Der Anfang der Strecke war mir gut bekannt, so ging es über Eschborn im Norden von Frankfurt (Praunheim, Ginnheim, Dornbusch) über Bergen-Enkheim in Richtung Hohe Straße. Die Hohe Straße ist immer wieder ein Genuß zu fahren … es geht auf gutem Untergrund (Asphalt) durch die Natur und man kann es gut rollen lassen.
Die Route führte weiter in Richtung Altenstadt und dann über Glauberg und Stockheim in die Ausläufer des Vogelsberg. In Ortenberg ging es an die Nidder und ich folgte dem Flüsschen weiter nach Hirzenhain. Danach ging es weiter bergauf nach Gedern, Hartmannshain und dann hatte ich bei Herchenhain den höchsten Punkt meiner Vogelsberg-Überquerung. Jetzt ging es bergab über Ilbeshausen und Herbstein. Mittlerweile war es hochsommerlich warm und ich musste öfters eine Pause einlegen. Zum Glück gab es immer wieder mal ein schattiges Plätzchen auf dem Weg.
An dem ehemaligen Galgen von Herbstein hatte ich die 100km Marke durchschlagen. Ich hatte mir die Gesamttour etwas ungleichmäßig aufgeteilt, da ich am ersten Tag möglichst viel Strecke machen wollte, um dann am zweiten Tag gegen Mittag oder frühen Nachmittag in Lauterbach/Thür. anzukommen. Insgesamt sollten es heute um die 150km werden, denn ich hatte mir eine Schutzhütte bei Bad Hersfeld als Schlafplatz herausgesucht. Also hatte ich noch 1/3 der Strecke vor mir als ich in Herbstein wieder aufbrach. Zum Glück hatte ich auch das meiste an Höhenmetern bereits hinter mir und so kam ich trotz müder Beine gut voran. Über Grebenau und Niederaula führte mich die Strecke dann etwas entang der Fulda bis nach Bad Hersfeld. Hier musste ich die letzte Steigung überwinden, da die Schutzhütte oberhalb von Bad Hersfeld am Hang lag. Zum Glück war sie trotz Nähe zum Wohngebiet ungenutzt und bis auf ein paar Spaziergänger und Hundeausführer am frühen Abend blieb ich ungestört. Ich richtete meinen Schlafplatz mit Biwaksack ein, aß mein Abendbrot und konnte in der Abendsonne noch etwas lesen und den Tag Revue passieren lassen.
Sobald die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war, wurde es dann doch recht schnell frisch und ich verkroch mich in meinen Schlafsack. Die Nacht war ruhig und obwohl ich mich immer etwas unwohl fühle, wenn ich alleine irgendwo im Wald schlafe, selbst wenn es in einer Schutzhütte ist, konnte ich mich gut ausruhen.
Tag 2 – Bad Hersfeld nach Lauterbach/Thür.
Am nächsten Morgen war ich wieder früh wach … so geht es mir meistens, wenn ich alleine unterwegs bin und irgendwo draußen schlafe. Ich bin dann eher unruhig und kann nicht tief und lange schlafen. Also hab ich schnell das Nachtlager zusammengepackt, alles wieder auf’s Fahrrad verstaut und bin noch vor 6 Uhr losgeradelt.
Es ging durch Bad Hersfeld, über die Fulda und raus aus der Stadt in den morgentlichen Nebel. Kurz vor Malkomes ging es dann eine erste lange Steigung hoch nach Friedewald, wo ich mir erstmal eine Bäckerei gesucht und gefrühstückt habe. Gut gestärkt ging es in der Morgensonne weiter. Leider hat mich die Streckenführung dann über Waldwege in eine Sackgasse geführt, sodaß ich umdrehen und einige Höhenmeter zurückfahren musste um doch auf der Landstraße ins Tal zu fahren.
Unten in Wölfershausen angekommen, konnte man auch schon den ersten Blick auf die herausragendste Landmarke der Gegend erhaschen: den Monte Kali. Die nächsten 40km sollten immer mehr oder weniger entlang der Werra gehen, oft auf gut ausgebauten Radwegen oder auf landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen … aber immer schön flach und eben, sodaß ich gut Strecke machen konnte. Die Route ging immer wieder durch kleine Orte wie Widdershausen, Dankmarshausen, vorbei an Berka und weiter über Gerstungen und Sallmannshausen zum ehemaligen Grenzübergangsort Herleshausen. Dann ging es weiter der Werra folgend bis nach Creutzburg.
Hinter Creutzburg ging es bis Utteroda dann nochmal ordentlich den Berg rauf, was mich in der Mittagshitze ziemlich ins Schwitzen brachte und mit 10-12% Steigung auch in die Beine ging. Aber zum Glück wusste ich, dass ich jetzt nur noch 10 Km bis zum Ziel hatte, allerdings mit einer letzten Steigung den Berg hinauf zur Jugendherberge Urwald-Life-Camp in Lauterbach. Auch diese Steigung hatte nochmal teilweise 10-12% und zog sich über 2km. Am Ende kam ich mit hängender Zunge in der Jugendherberge an und konnte mich auf eine schöne Woche mit Freunden freuen.
Overnighter von Lauterbach/Thür. nach Schwalbach a. Ts.
Nach der Woche im Urwald-Life-Camp mit ein paar kurzen, aber teilweise auch abenteuerlichen Touren im Hainich, machte ich mich am späten Vormittag des 20. August 2022 wieder auf den Rückweg. Die Strecke hatte ich ähnlich gewählt und mir für die Nacht bereits eine Schutzhütte im Vogelsberg herausgesucht, die das Ziel des ersten Tages war.
Tag 1 – Lauterbach/Thür. bis in den Hohen Vogelsberg
Die Rücktour folgte ungefähr der gleichen Streckenführung wie die Tour nach Lauterbach. So ging es als erstes über den Berg um dann runter ins Werratal zu fahren und dem Fluss ca. 40km bis nach Gerstungen zu folgen. Hier ließ sich gut Strecke machen, die Rad- und Feldwege waren meistens gut befahrbar und es waren angenehme sommerliche Temperaturen.
Bei Bosserode verließ ich das Werratal und es ging wieder einige Zeit bergauf in Richtung Friedewald, dann wieder auf einem gutausgebauten Asphaltweg mit viel Schwung bergab und Richtung Bad Hersfeld. Hier wurde ich dann leider auch von den angekündigten Gewittern eingeholt und musste unter einer Unterführung eine Zwangspause einlegen. Die Luft kühlte sich schnell und merklich ab und da ich doch etwas nass geworden war, wurde mir recht schnell kalt, so wartete ich nur bis der Regen in Niesel übergegangen war und machte mich wieder auf’s Rad.
Die Strecke ging von Bad Hersfeld entlang der Fulda über Niederaula und dann später entlang der Schlitz über den gleichnamigen Ort bis nach Lauterbach am Fuße des Vogelsberg. Mittlerweile war es später Nachmittag und ich hatten den letzten aber auch längsten Anstieg des Tages vor mir, mit 400HM auf rund 20km. In Lauterbach kehrte ich zur Stärkung noch bei den goldenen Bögen ein und machte einen Abstecher in den Supermarkt um mich für den Abend zu versorgen.
Mit inzwischen recht müden Beinen kämpfte ich mich langsam aber stetig den Berg hinauf … ich wollte nur noch an meiner Schutzhütte für die Nacht ankommen … was mir leider durch Straßensperrungen zum einen und einem Festumzug in Rebgeshain zum anderen erschwert wurde. Vor allem der Festumzug mit allerlei landwirtschaftlichem Gerät, Festwagen mit schrecklicher Kirmesmusik und ordentlichem Menschenauflauf dauerte gefühlt unendlich lange, sodaß ich mich nach einiger Wartezeit eine Lücke nutzend durch ihn hindurch schlängelte und mich wieder auf den Weg machte.
Nach ein paar Kilometern kam dann endlich „meine“ Schutzhütte im Wald in Sicht und ich ließ mich erstmal müde auf die Bank fallen. Dann wurde schnell das für die Nacht notwendige Gepäck abgeladen und der Schlafplatz hergerichtet. Nach einer Kleinigkeit zu essen fiel ich dann auch recht schnell in die Waagerechte und schlief ein. Die Nacht verlief erstaunlich ruhig, nur eine Eule oder ein Käuzchen waren ab und an zu hören, ansonsten kein beunruhigendes Geraschel oder neugierige Wildtiere.
Tag 2 – Hoher Vogelsberg bis nach Schwalbach am Taunus
Am nächsten Morgen war ich wieder recht früh wach, auch weil das Übernachten im Biwaksack nicht umbedingt so bequem ist und ich mich mit Isomatte und Biwaksack auf die Bank gelegt hatte, was dazu führte, dass ich immer Angst hatte herunterzurollen. So war um 6 Uhr schon wieder alles zusammengepackt und ich konnte mich auf die lange Abfahrt ins Tal freuen.
Die Abfahrt lief gut, allerdings hatte ich nicht bedacht, dass es morgens auf der Höhe doch ordentlich frisch wird und der Fahrtwind sein übriges tut, und so waren meine Hände und der Oberkörper auf der Fahrt bergab sehr kalt und klamm. Eigentlich hatte ich geplant mir in Schotten eine Bäckerei für das Frühstück und einen ersten Kaffee zu suchen, aber zum einen war ich doch schneller bergab als gedacht und es hatte am Sonntag noch nichts geöffnet und in Schotten gab es einige Straßensperrungen, da es später ein Motorradrennen geben sollte. Also blieb mir nichts weiter übrig als erstmal ohne Frühstück weiter zu fahren. Mittlerweile kam zum Glück auch die Sonne langsam über die Hügel, so dass es etwas wärmer wurde.
Um kurz nach 7 erreichte ich dann Nidda und fand eine geöffnete Bäckerei, sodaß ich endlich meinen Kaffee und mein Frühstück bekam. Frisch gestärkt ging es nun weiter über ein paar kleine Buckel mit aber ordentlich Steigung nach Echzell und dann durch die Nidderau nach Friedberg.
Ab Friedberg hatte ich noch 30km auf bekannten Strecken vor mir, die bei herrlichstem Sommerwetter trotz müder Beine viel Spaß machten. Es ging über Fahrrad-, Feld- und Wirtschaftswegen durch Friedrichsdorf/Ts. und Bad Homburg. Kurz hinter Oberursel ging es dann die letzte Steigung nach Oberhöchstadt … und dann rollte ich gemütlich die letzten Meter nach Hause.
Auch diese Tour war wieder eine tolle Bikepacking-Erfahrung und ich konnte wieder schöne Strecken in Deutschland entdecken, die ich bisher nicht kannte. So zeigt sich, dass auch die kleinen Abenteuer mit nur einer Übernachtung neue Erfahrungen und Spaß mit sich bringen können.